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Freitag, 27. August 2021, 20.00 Uhr
Grosser Konzertsaal Solothurn
Jubiläumskonzert Urs Joseph Flury 50 Jahre Dirigent SKO

Programm

W.A. Mozart                                    Ouvertüre zur Oper «Idomeneo» KV 366

F. Schubert                                     10. Sinfonie D-Dur D 936 A               

U.J. Flury                                         Konzert in D für Violine und Orchester (1971/72)  

 

Solist

Alexandre Dubach, Violine

Nach zwei Jahren Unterricht bei Elisabet Schöni in Thun gewann der im Jahre 1954 geborene

Schweizer Geiger Alexandre Dubach im Alter von 9 Jahren den 1. Preis am Concours National

der EXPO 1964 in Lausanne, am Klavier begleitet von seiner Schwester Daniela. Als Schüler

von Ulrich Lehmann, Nathan Milstein und Yehudi Menuhin debütierte er 15-jährig in

Mendelssohn’s Violinkonzert mit dem Tonhalleorchester Zürich, in dem er später auch als

Konzertmeister wirkte. An internationalen Wettbewerben (Senigallia, Wien, Napoli, Gernsbach,

Freiburg, Vercelli und anderen) gewann er mehrere 1. Preise wie den begehrten „Premio Lipizer“

in Gorizia (I). Im Jahr 2000 hat ihm die Stadt Thun ihren Kulturpreis verliehen. Seine Claves

Einspielung der 6 Violinkonzerte von Niccolò Paganini mit dem Orchestre Philharmonique de

Monte Carlo findet auch in der Fachliteratur grosse Anerkennung, u.a. im Atlantis-Buch

„Grosse Geiger unserer Zeit“ von J. Hartnack. Er bezeichnet Alexandre Dubach als einen der

bemerkenswertesten Vertreter dieser Zunft.

Nebst eigenen Kadenzen schreibt Alexandre Dubach Arrangements für Solovioline.

Er hat u. a. in Castel del Monte, an den internationalen Meisterkursen Zürich sowie in Sion unterrichtet und ist auch im Osten ein gefragter Lehrer. Seine letzten Tourneen führten ihn nach Rumänien, China, Kosovo, Italien, Deutschland, Frankreich, Bulgarien, Polen, Ungarn, England und Russland. Im Oktober 2015 hat Alexandre Dubach den Kulturpreis Berner Oberland erhalten.

Zu den Werken

Idomeneo» – Mozarts erste grosse Oper

 

Nach einigen frühen Opern, die heute kaum mehr aufgeführt werden, vertonte Mozart in München den ersten «grossen» Stoff, die tragische Geschichte des Kreterkönigs Idomeneus, der seinen eigenen Sohn opfern muss, um Neptun zu besänftigen. Die Uraufführung fand am 29. Januar 1781 im Münchner Residenztheater statt. Nur Kenner spürten damals, welche Bedeutung diese Komposition hat, das grosse Publikum blieb aus, wohl aus demselben Grund, der einen zeitgenössischen Musiker bemerken liess: «Es ist die schönste Musik, alles neu und fremd.» Dabei bezeichnet der Mozart-Biograph Bernhard Paumgartner «Idomeneo» als «das grossartigste, reichste Opernwerk des Musikers, nicht des Dramatikers Mozart» (1940). In der Ouvertüre wechseln sich dramatische Teile, die die schauerliche Handlung illustrieren, und zart-schmelzende, die eingeflochtene Liebesgeschichte spiegelnde Melodiebögen ab.

 

Schuberts nachgelassene 10. Sinfonie – mehr als ein Fragment

 

In seinen letzten Lebenswochen, im Oktober/November 1828 arbeitete Schubert an seiner letzten Sinfonie, wie sein Freund Eduard von Bauernfeld berichtet. Die auf zwei Notensystemen geschriebenen Skizzen befanden sich in einem Konvolut von Schubert-Manuskripten, das erst im Jahr 1900 aus Privatbesitz in die Wiener Stadtbibliothek gelangte. Es vergingen nochmals 78 Jahre, bis sich der Stadtbibliothekar Dr. Ernst Hilmar erstmals mit den Skizzen beschäftigte und realisierte, dass hier tatsächlich drei praktisch vollständig ausgeführte Sätze einer Sinfonie vorlagen. Sie wurde mit der Bezeichnung 936A dem Deutsch-Verzeichnis angefügt.

Das Manuskript Schuberts besteht aus einer führenden Stimme und Harmonien, die komplett oder teilweise ausgeschrieben sind und weist auf eine Komposition für über 30 Instrumente hin, so dass das beabsichtigte Orchester ähnlich goss war, wie in den Sinfonien in h-Moll und der grossen in C-Dur und ein Posaunen-Trio enthielt.

Der erste Satz wird von einem majestätischen Unisono eröffnet, welches das Hauptthema vorstellt. Das zweite Thema, ein wunderbarer lyrischer Gesang, ist reinster Schubert in Empfindung und Gestaltung. Es folgt eine von einem Posaunentrio vorgetragene Trauerode; man sagt, dass Schubert dazu vom Posaunenchor in Beethovens Leichenzug (1727) inspiriert wurde, an dem er als Fackelträger teilnahm. Der Satz endet mit einer heiteren Coda, deren Viertelstriolen In den Blechbläsern schon auf Dvořak hinweisen.

Der erschütterndste Teil des Werks ist der zweite Satz, ein sinfonisches Pendant zum «Leiermann» aus der «Winterreise», aber womöglich noch trostloser, noch tiefgründiger im Ausdruck. Dieser Satz weist eine äusserst kühne, sehr kahle Stimmführung auf, bisweilen auf nackte Zweistimmigkeit reduziert, die an den späten Mahler, z.B. in seinen «Kindertotenliedern» gemahnt. Ein Gesang von himmlischer Schönheit bildet den tröstenden Schluss.

Diese Sinfonie ist in der äusserst gelungenen Umsetzung von Brian Newbould und v.a. Pierre Bartholomée zweifellos als «echter Schubert» zu betrachten und was man hier hört, sind wohl die «völlig neuartigen Harmonien und Rhythmen», von denen Schubert auf dem Totenbett seinen Freunden gesprochen hat.

 

Urs Joseph Flurys Violinkonzert in D

 

Das Violinkonzert in D aus den Jahren 1971/72 bewegt sich, wie alle Werke Urs Joseph Flurys, ganz bewusst innerhalb der Tonalität. Neues wird nicht in den Mitteln, sondern im Ausdruck gesucht. Das Thema des in Sonatenform gegliederten ersten Satzes wächst aus den Klängen der leeren Saiten der Violine heraus, also aus dem Intervall der Quinte, dem im ganzen Konzert eine zentrale Bedeutung zukommt. Kontraste werden auch innerhalb eines einzelnen Satzes gesetzt: Während der mit «Pastorale» überschriebene langsame Satz einen bewegteren Mittelteil aufweist, wird der als «Perpetuum mobile» gedachte und in Rondoform konzipierte dritte Satz von einem tangoartigen Intermezzo unterbrochen. Das Werk atmet eine differenzierte, von bitonalen Klängen inspirierte, pastellfarbene Harmonik.

 

 

U. Lips, Juni 2021/Passagen zur Schubert-Sinfonie nach Harry Halbreich; Text zum Violinkonzert von Urs Joseph Flury

 

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