top of page

Freitag, 20. Mai 2022, 20.00 Uhr
Grosser Konzertsaal Solothurn
2. Abonnementskonzert

 

Programm                                 

 

W.A. Mozart                                   Sinfonie Nr. 29 A-Dur KV 201

             

Carl Maria v.Weber                       Andante e Rondo ungarese

Carl Maria v.Weber                       Konzert für Fagott und Orchester F-Dur op. 75 

     

 

Leitung: Michael Rubeli 

Solist: Rui Lopes                                        

 

Die vorgesehene Solistin Monika Schindler konnte wegen Krankheit nicht auftreten. Dank ihr und Michael Rubeli konnte jedoch ein fantastischer Ersatz gewonnen werden: Rui Lopes, der an diesem Abend mit aussergewöhnlicher Virtuosität und sehr viel Herzlichkeit mit dem Solothurner Kammerorchester musizierte.

Rui Lopes

Der schweizerische und portugiesische Rui Lopes, von der New York Times als «äusserst begabter Fagottist» und von Gramophone als «hochmusikalisch und virtuos» bezeichnet, nahm sein Fagott Studium mit 18 Jahren auf. Sein musikalisches Temperament und seine Virtuosität wurden rasch anerkannt und mehrfach ausgezeichnet, so 2008 mit dem ersten Preis im Interpretations-wettbewerb von Estoril (Lissabon).

Als Solofagottist spielte er unter anderem im Orchestre de Paris, im Ensemble Modern Orchestra, im Münchner Kammerorchester, im Zürcher Kammerorchester unter Dirigenten wie Christoph Eschenbach, Esa-Pekka Salonen und Pierre Boulez. Dank seines breitgefächerten Repertoires hatte Rui Lopes die Gelegenheit, mit Persönlichkeiten wie Giovanni Antonini, Maurizio Pollini, Wynton Marsalis und Jiří Bělohlávek zusammenzuarbeiten.

Als Solist spielte er unter anderem mit dem English Chamber Orchestra, dem Tschechischen Kammerorchester, dem Chamber Orchestra Kremlin, der Camerata Antiqua de Curitiba, den Finnish National Orchestra, dem Orquestra Sinfónica Portuguesa, dem Kölner Kammerorchester, den Chaarts (Boswil), dem Capriccio Barockorchester und dem Sinfonieorchester Basel.

 

Einen besonderen Schwerpunkt im Leben von Rui Lopes bildet die Kammermusik. So spielte er beim Ensemble Nacional Español de Música Contemporánea, ist Mitglied der Camerata Variabile Basel, des Trio Estoril und der Portuguese Chamber Soloists.

 

Er konzertiert regelmäßig mit herausragenden Musikern wie Konstantin Lifschitz, Patricia Kopatchinskaja, Alina Pogostkina, Razvan Popovici, Maximilian Hornung, Nabil Shehata, Marcelo Nisinman, Dimitri Ashkenazy, Sebastian Manz, Ramon Ortega, Nicholas Daniel und Loïc Schneider.

 

Rui Lopes gastierte bei Festivals wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival, Bohuslav Martinů (Tschechien), SoNoRo (Rumänien), Crusell-Festival (Finnland), Oficina de Música de Curitiba (Brasilien), Stellenbosch International Chamber Music Festival (Südafrika), Båstad Chamber Music Festival (Schweden), Stift International Music Festival (Holland), dem Lucerne Festival und im Mai 2015 hatte er sein 'Debut' an der Carnegie Hall, New York.

 

Geboren in Portugal, lebt Rui mit der Schweizer Frau Barbara und ihren beiden Söhnen in Basel. Er spielt ein Peter de Koningh Barockfagott 'nach J.H. Eichentopf' und ein Heckel 13227 modernes Fagott.

 

Seine letzte CD, 'Through Time', als Solist mit dem English Chamber Orchestra, fand in der internationalen Presse grössten Anklang. Rui Lopes ist Professor für Fagott an der Musikhochschule Strasbourg. www.rui-lopes

 

Programm

 

Fagottkonzerte sind auf dem Konzertpodium eine Rarität. Das war nicht immer so. Zu Lebzeiten Mozarts war dieses Instrument in Paris und London für einige Zeit regelrecht en vogue. Als Mozart 1774 sein Fagottkonzert komponierte, war er 18 Jahre alt und zurückgekehrt von seiner dritten Reise nach Italien. Vermutlich hatte er dort Fagottkonzerte gehört, denn auch in Italien erfreuten sich Konzerte mit diesem besonderen Instrument grosser Beliebtheit. - Allein Antonio Vivaldi hatte in den Jahren um 1730 rund vierzig an Erfindungsreichtum und Experimentierfreudigkeit bemerkenswerte Werke für das Bassinstrument geschrieben, die meisten davon für die jungen Musikerinnen des Ospedale della Pieta, wo er als Lehrer tätig war. - Das ursprünglich nur im Generalbass benutzte Instrument setzte sich zunehmend in der Kammermusik und auch im Orchester als gleichberechtigter Partner bis hin zum Soloinstrument durch. Zu seiner wachsenden Beliebtheit trug nicht unwesentlich die Weiterentwicklung der Bauweise von Blasinstrumenten bei. Auch Vater Leopold Mozart wollte die neuesten Möglichkeiten nutzen und bestellte für seine Hofkapelle beim damals angesehensten Instrumentenbauer in Dresden unter anderem "zwey Fagötte" mit immerhin bereits vier Klappen. Es sollte aber noch knapp 100 Jahre dauern, bis sich das ausgefeilte, heute übliche komplexe "Heckelsystem" durchgesetzt hat. Einen neuen Aufschwung erlebte das Fagott im 20. Jahrhundert. Bedeutende Komponisten wie C. Saint-Saëns, P. Hindemith, R. Strauss, K.H. Stockhausen, H. Holliger, L. Berio schrieben gewichtige Werke. Dank seiner besonderen Klangfarbe findet das Fagott zunehmend Eingang in moderne alternative Musikrichtungen. Erwähnt sei an dieser Stelle Tom Waits 1993 erschienene Album «The Black Rider», eine von Fagott und Bassklarinette geprägte, 1990 in Hamburg uraufgeführte «Freischützengeschichte».

 

Die Sinfonie Nr. 29 A-Dur KV 201, am 6. April 1774 fertiggestellt, zählt zu den 9 Sinfonien, die W.A. Mozart als junger Mann in Salzburg zwischen März 1773 und November 1774 schrieb. Für wen oder zu welchem Anlass er diese 9 Sinfonien komponierte, ist unbekannt. Möglicherweise waren sie für italienische Gönner gedacht hat. Vielleicht wollte er sich mit dieser Gruppe im Hinblick auf eine Anstellung präsentieren. Einige der Sinfonien schätzte Mozart offenbar besonders, denn entgegen der allgemeinen Praxis, Sinfonien nur einmal aufzuführen, standen sie verschiedentlich erneut auf dem Programm, so auch im Jahr 1783 bei seinen Wiener Akademien. Die Nr. 29, beeinflusst von seinen Italien Aufenthalten, zeichnet sich aus durch Heiterkeit und feine Ausarbeitung. Mozart hat vor allem in der Instrumentation an Können hinzugewonnen: Die Streicher setzt er beseelt, die Hörner weniger auftrumpfend als vielmehr zart untermalend ein. Bereits ist Mozarts grosse Entwicklungskunst im Umgang mit musikalischen Themen und Formen und seine moderne Kompositionsweise erkennbar. Die Sinfonie Nr. 29 gilt als die Schönste und Schwärmerischste des frühen Mozart.

 

Die Fagott Fassung des Andante e Rondo ungarese op. 35 hat sich Georg Friedrich Brandt, der HofFagottist des Münchner Orchesters im Jahr 1813 von Carl Maria von Weber erbeten. Ihm hatte C.M. von Weber zwei Jahre zuvor bereits sein Fagott Konzert gewidmet. Die Urfassung des Andante e Rondo ungarese bildet das von C. M. von Weber in Ludwigsburg für seinen Bratsche spielenden Bruder Fritz komponierte Bratschensolo mit Orchesterbegleitung. Am Schluss dessen handschriftlichen Autographs findet sich die Bemerkung: »Vollendet den 18ten Oktober 1809«. 1813 hat er das Werk auf Wunsch des eingangs erwähnten G.F. Brandt für Fagott »gänzlich umgeschmolzen«, wie er schreibt. Webers Modifikationen für die Fagott Fassung liegen hauptsächlich im Solopart, der Charakter des Werkes bleibt im Wesentlichen gleich. - Dem schwermütig anmutenden Andante Thema in c-Moll folgen drei Variationen. In der ersten übernimmt das Fagott die Begleitung einer von den Geigen gespielten zweistimmigen Fassung des Themas. Die zweite Variation wechselt zur Paralleltonart Es-Dur. In der letzten Variation übernimmt das Fagott eine virtuose obligate Partie, zu der Streicher und Holzbläser eine üppig orchestrierte Version der Melodie beisteuern. Ein dramatischer Übergang führt direkt zum Rondo ungarese, so benannt seines Rhythmus in der Solostimme und deren Begleitung wegen. C.M. von Weber, ein Meister der effektvollen Gestaltung, beschliesst das «Bravourstück» nach lyrischen und virtuosen Passagen spektakulär mit einem Tusch für die Solistin.

 

Das Konzert für Fagott und Orchester F-Dur op. 75 komponierte Carl Maria von Weber als 25-Jähriger zwischen dem 14. und dem 27. November 1811 in München auf die Bitte des Fagottisten Georg Friedrich Brandt (1773-1836). Für die erste Aufführung des Werkes, die am 28. Dezember im Hoftheater stattfand, wurde eine Reinschrift der Partitur angefertigt. Weber behielt seine eigene Partitur 11 Jahre lang bei sich. Während dieser Zeit nahm er, erfahrener geworden als Komponist und nachdem er Brandts Aufführungen des Werkes in Prag gehört hatte, mehrere Änderungen vor. So erweiterte er das in traditioneller Weise in drei Sätzen gehaltene Konzert um einige Tutti und änderte an manchen Stellen die Instrumentierung der Begleitung. Die Solostimme hingegen blieb, abgesehen von einigen geringfügigen Änderungen, unverändert. Erst 1822 übergab er die Partitur seinem Berliner Verleger Schlesinger, der sie im folgenden Jahr als Einzelstimmen veröffentlichte. Der Weber-Biograf Friedrich Wilhelm Jähns schrieb 1871, der erste Satz zeige das Soloinstrument „in seinem Ernst, seiner Würde und Kraft, im Adagio in seiner Eigenschaft zu singen, im Rondo in der Humoristik, deren es fähig ist.“ Carl Maria von Weber (1786-1826), von seinem Vater bereits in frühen Kindesjahren musikalisch gefördert, zählt zu den wichtigsten Komponisten und Pianisten seiner Zeit. Die von 1789-1796 dauernden Wanderjahre mit der vom Vater gegründeten ‘Weberschen Theatergesellschaft’ prägten den jungen Knaben zutiefst. Sie führten ihn in viele deutsche Städte und Musikmetropolen und liessen ihn das Theaterwesen in seiner Ganzheit in sich aufnehmen. Nicht von ungefähr gilt er als Begründer der deutschen romantischen Oper. Der «Freischütz», sein grösster Erfolg, brachte ihm die mit enormem Fleiss und grösstem Durchhaltewillen angestrebte internationale und bleibende Anerkennung. Endlich gelang ihm der ersehnte und längst verdiente Durchbruch. Nicht nur als Komponist ging Weber in die Musikgeschichte ein, der Einfluss seiner Schriften zur Musik, seine Reformen in der Probepraxis an Opernhäusern und in Konzertsälen, seine moderne Strukturierung der Organisation von Theater- und Opernhäusern, seine Art des Dirigierens, die neue Art der Orchesteraufstellung wirken bis heute nach.

 

ust/04.22/Quellen: Wikipedia: Musik in Geschichte und Gegenwart MGG; diverse Presseberichte

 

 

 

 

 

 

 

 

OIP.jpg
bottom of page