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Konzertsaal Solothurn

Freitag, 26. Mai 2023, 20.00 Uhr

ROMANTISCHES VIOLINKONZERT

Konzerteinführung durch den Dirigenten Michael Rubeli 19.15 Uhr

Leitung: Michael Rubeli 
Solistin: Bettina Sartorius, Violine

Programm
 

L. van Beethoven (1770 - 1827)
Symphonie Nr. 1 in C-Dur op. 21

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Max Bruch (1838 - 1920)

Konzert Nr. 1 in g-Moll op. 26 

für Violine und Orchester

                                                                                    

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Konzertmeisterin: Franziska Grütter

Die Solistin: Bettina Sartorius

Bettina Sartorius ist in Yverdon geboren und in Balsthal aufgewachsen. Als Kind wünschte sie sich das Klavierspiel zu erlernen. Doch im zehnten Lebensjahr, nach dem sie in Begleitung ihrer Eltern in einem Konzert den Geiger Yehudi Menuhin Ludwig van Beethovens Violinkonzert spielen hörte, traf sie eine andere Entscheidung, - sie wählte die Geige. Bettina Sartorius absolvierte ihr Studium am Konservatorium Winterthur in der Meisterklasse von Aida Stucki. 1992 erlangte sie dort das Konzertreifediplom mit Auszeichnung, zwei Jahre später, ebenfalls mit Auszeichnung, das Solistendiplom. Die mehrfach mit Preisen (dritter Preis beim internationalen Bodenseewettbewerb, Auszeichnung beim internationalen Menuhin-Wettbewerb Paris) und Stipendien ausgezeichnete Geigerin tritt als Solistin europaweit auf und war während drei Jahren Mitglied der Camerata Bern. Seit 2001 ist sie festes Mitglied der Berliner Philharmoniker und lebt mit ihren Zwillingen und ihrem Partner in Berlin. Mit den Festival Strings Luzern spielte sie Vivaldis "Vier Jahreszeiten" und die Violinkonzerte von Bach auf CD ein. 2009 erhielt Bettina Sartorius den Schweizer Tonkünstlerpreis.

Sinfonie Nr. 1 in C-Dur op. 21 von Ludwig van Beethoven

«Das muss man sich erst einmal trauen – so anzufangen!» schreibt Clemens Matuschek in einer Werkbesprechung.  Ludwig van Beethoven betritt die symphonische Bühne mit einer Frage, - mit einem dissonanten Akkord eröffnet er seine erste Sinfonie. Selten ist in der Musikgeschichte so unüberhörbar ein neues Kapitel aufgeschlagen worden, wie an diesem 2. April 1800, als Beethoven das Werk unter seiner Leitung in der ersten „Musikalischen Akademie“ am K. K. National-Hof-Theater in Wien dem Publikum vorstellte.

 

Anlässlich dieser Uraufführung schrieb die Leipziger „Zeitung»: «Dies war wahrlich die interessanteste Akademie seit langer Zeit.“ Seit dem Winter 1792 hielt sich der Bonner Beethoven in Wien auf. Er hatte unter anderem im Sinn, Schüler des berühmten Komponisten Joseph Haydn zu sein. Die vielleicht gehegte Idee, Meisterschüler von Wolfgang Amadeus Mozart zu werden, war durch Mozarts frühen Tod 1791 unmöglich geworden. Bisher kannte das Publikum Beethoven vor allem als begnadeten Pianisten. Nun wagte er sich als 29-jähriger, durch seine ersten beiden Klavierkonzerte im zweckmässigen Einsatz der Orchesterinstrumente geschult, an die Königsdisziplin. Fünf Jahre lang füllte er Skizzenblätter mit Entwürfen, die er dann doch verwarf und nur manches davon in einen neuen symphonischen Plan übernahm, den er an der Schwelle vom 18. ins 19. Jahrhundert auszuführen begann. In Länge, Besetzung und Stil erinnert diese Sinfonie noch an Haydn und Mozart. „Das Thema könnte auch von Haydn sein, wären da nicht Tempo, Dynamik und Überschwang.“, schreibt Mathias Husmann in seinen „Präludien fürs Publikum“.

 

Auch der enge Beethoven Vertraute Graf Waldstein hatte schon früh prophezeit, Beethoven werde »Mozarts Geist aus Haydns Händen erhalten«. Rein äusserlich wahrte er noch den Schein der Tradition, doch brach er sie in jedem Takt bereits auf. Beethoven stiess das Tor in die Zukunft weit auf: Indem er an Haydns absolute musikalische Idee einer sich ständig erneuernden Satztechnik und Motivik anknüpfte, entdeckte und entwickelte er ein unerschöpfliches Feld kreativer Entfaltung. Mit der Sinfonie Nr. 1 in C-Dur (ist es Zufall, dass Mozarts letzte Sinfonie, die „Jupiter Sinfonie“ ebenfalls in C-Dur steht?) – einer Tonart, die in der Wiener Klassik für die Aufklärung und den Neubeginn stand – begann für Beethoven ein musikalisches Schaffen, das zum Zentrum seines kompositorischen Werkes werden sollte.  Unter der vermeintlich konventionellen Oberfläche zeichnen sich bereits jene Entwicklungen ab, die die Gattung Sinfonie revolutionieren und Ludwig van Beethoven seine einzigartige Stellung in der Musikgeschichte sichern sollten. 

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Konzert Nr. 1 in g-moll op. 26 für Violine und Orchester von Max Bruch

"Die Composition von Violinconcerten ist eine verflucht schwere Sache ... Ich habe von 1864-68 mein Concert gewiss ein halb Dutzendmal umgeworfen", berichtete Max Bruch 1872 über die lange Entstehungszeit seines ersten Violinkonzertes. Formal erinnert es an Lois Spohrs Violinkonzert Nr. 8 a-moll op. 47, das möglicherweise als Modell für Bruchs Erstlingswerk diente. Aufgrund der eigenwilligen formalen Anlage des Werkes tendierte Bruch anfänglich dazu, sein Konzert als „Fantasie“ zu betiteln. Nach der vom Komponisten geleiteten Uraufführung durch den Geiger  Otto von Königslöw als Solisten am 24. April 1866 in Koblenz anlässlich des „Niederrheinischen Musikfestes“, überarbeitete Bruch das Werk, das sein erstes grosses für Violine überhaupt war, mehrfach, insbesondere die Ecksätze.

 

Um der Spielweise der Violine und deren Ausdrucksmöglichkeiten gerechter werden zu können, beriet er sich mit dem Geiger Joseph Joachim. Das ungarisch anmutende Thema des 3. Satzes dürfte auf dessen Anregung eingeführt worden sein, erinnert es doch an Joachims Heimat, an Budapest. Joseph Joachim war schliesslich auch der Solist der Uraufführung der revidierten, noch heute bekannten Fassung am 5. Januar 1868 unter Leitung von Carl Martin Reinthaler iBremen. Max Bruch pflegte zeitlebens eine romantische Kunstauffassung im Sinne Felix Mendelssohns. Der Neudeutschen Schule von Liszt und Wagner stand er ablehnend gegenüber. Der Komponist führte ein unruhiges Leben mit Stationen in Leipzig, Bonn, Mannheim und Berlin, leitete von 1880 bis 1883 die Philharmonic Society in Liverpool und 1891 die Meisterklasse für Komposition an der Preussischen Akademie der Künste. Während des Nationalsozialismus verschwanden Max Bruchs Werke aus den Programmplänen, da er wegen des Orchesterwerks „Kol Nidrei“, das auf dem gleichnamigen jüdischen Gebet beruht, vermeintlich für einen Juden gehalten worden war. Dass sein erstes Violinkonzert bis in die Gegenwart seine Popularität bewahren konnte, ist begründet in seiner profilierten dramaturgischen Spannung und einzigartigen Balance von lyrischen Momenten und hohem virtuosen Anspruch.

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