top of page

Jesuitenkirche Solothurn

Sonntag, 3. Dezember 2023, 16.00 Uhr

Alte Tänze und nordische Streicherklänge
 

Leitung: Michael Rubeli 
 

Programm
 

Ottorino Respighi (1879 - 1936)
Antiche Danze ed Arie, 3. Suite für Streicher

Italiana – Arie di Corte – Siciliana – Passacaglia  

 

Eduard Grieg (1843 - 1907)

Zwei elegische Melodien op. 34 für Streicher

Hjertesår (Herzwunden) - Siste vår (Letzter Frühling)

Witold Lutoslawski (1913 - 1994)
Five Folk Melodies für Streicher

Ach, Moj Jasienko – Hey, Od Krakowa Jade –

Gaik – Gasior – Rektor

Eduard Grieg (1843 - 1907)

Aus Holbergs Zeit op. 40, Suite für Streichorchester

Präludium – Sarabande – Gavotte, Musette –  Air – Rigaudon

Konzertmeisterin: Franziska Grütter

Antiche danze ed arie per liuto (italienisch für: Alte Tänze und Weisen für Laute) ist der Titel von drei Orchestersuiten des italienischen Komponisten Ottorino Respighi. Meisterhaft und in neoklassizistischer Art, überführte Respighi, der zu seiner Zeit führende Vertreter der neueren italienischen Instrumentalmusik, originale Lautenvorlagen in das grosse Orchester und leistete damit einen wesentlichen Beitrag zur Wiederbelebung und Wiederentdeckung vergessener Musikschätze. Im Gewand des grossen Orchesters erstrahlen die kammermusikalischen Vorlagen aus der Zeit der Renaissance und des Frühbarocks - fern von belehrendem, steifem Historizismus - in prachtvollem und glänzendem Klang. Im Januar 1932 wurde die 3. Suite unter der Leitung des Komponisten in Mailand uraufgeführt. Elsa Respighi, die Ehefrau des Komponisten, schuf 1937 eine Ballettfassung der 3. Suite.

Eduard Grieg setzte sich zeitlebens für eine norwegische Musiktradition und Nationalkultur ein. Er bezog Elemente der Volksmusik in seine Werke ein und holte sich Inspiration aus der Sagenwelt - ähnlich wie sein tschechischer Zeitgenosse Antonín Dvořák oder Pjotr Tschaikowsky in Russland. 1880 veröffentlichte er zwölf Vertonungen von Gedichten des Volksschullehrers und Dichters Aasmund Olavsson Vinje für Singstimme und Klavier. Einige der Lieder sind in Norwegen so populär geworden, dass sie in Volksliedsammlungen und Schulmusikbüchern Aufnahme fanden. Im Folgejahr verschaffte Grieg den Liedern Nr. 3 („Den saerde“-„Der Verwundete“) und Nr. 2 („Våren“-„Frühling“) grössere Verbreitung, indem er sie als zweisätzige Kompositionen unter dem Titel «Zwei Elegische Melodien op. 34 für Streicher» für das Bergener Symphonieorchester instrumentierte, dem er seit 1880 als Dirigent vorstand. Das erste Gedicht erzählt vom „Herzen“, das in den Kämpfen des Lebens ohne zu zerbrechen Wunden erleidet; ebenso bleibt ihm sein Glaube bewahrt. Im zweiten Gedicht beschreibt der Dichter die Schönheit der Landschaft nach dem Schnee des Winters. Dabei steigt die Ahnung in ihm auf, er erlebe das Wunder des Frühlings zum letzten Male. Grieg erklärte: „Die tiefe Traurigkeit dieser Gedichte ist der Hintergrund für den feierlichen Klang der Musik, und dies veranlasste mich, ihren Inhalt deutlicher hervorzuheben, indem ich ihnen ausdrucksvollere Überschriften gab. Deshalb habe ich mich entschlossen, sie ‚Der letzte Frühling‘ und ‚Das verwundete Herz‘ zu nennen.“ Grieg dirigierte die Uraufführung des Werkes am 3. Oktober 1880 in Bergen.

Witold Lutoslawskis Five Folk Melodies für Streicher entstammen seinen im Jahr 1945 komponierten „Folk Melodies“ („Melodie Ludowe“), einer Reihe von zwölf Miniaturen für Klavier, die auf Volksmusikmelodien verschiedener polnischer Regionen beruhen. Fünf dieser zwölf Sätze arrangierte Lutoslawski für Streichorchester. Die volksmusikalischen Vorlagen dienten ihm als „Rohstoff“ und Inspirationsquelle für diese bühnenwirksamen Kompositionen von zauberhaftem Reiz. Kompositorisch geschickt, setzt er die traditionellen Melodien raffiniert in zeitgenössischen, harmonischen, rhythmischen und metrischen Kontext. Er nutzte seine Bearbeitungen auch mit pädagogischer Intention als Studienmaterial in seiner Bemühung um die Vermittlung eines Zuganges zur modernen Musik seiner Zeit. Mit seinem Interesse an Volksmusik steht Lutoslawski in der Tradition Bartoks und Kodalys.

1884 feierte die norwegische Stadt Bergen den 200. Geburtstag ihres grössten Dichters Ludvig Baron Holberg. Ein Jahr vor Händel und Bach geboren, galt dieser - bezogen auf seine Lustspiele - als „nordischer Molière“ und Symbolgestalt des dänisch-norwegischen Spätbarocks. Zum Gelingen dieser Feierlichkeiten trug der ebenfalls in Bergen geborene Edward Grieg mit einer Kantate für Männerchor und einer Klaviersuite bei. Auf einer Reise nach Berlin instrumentierte Grieg später die Klaviersuite und schuf damit die in der Grundtonart G-Dur stehende, fünfsätzige Suite für Streichorchester „Aus Holbergs Zeit – Suite im alten Stil op. 40“. Neben den beiden Peer-Gynt-Suiten und den „Elegischen Melodien“ zählt diese zu seinen bis heute populärsten Werken. Mit den Mitteln des romantischen Streicherklanges lässt Grieg die spätbarocke Orchestersuite zu neuem Leben erwachen. Er tat dies nicht - wie der Beiname „aus Holbergs Zeit“ erwarten liesse - in hochbarocker Weise, sondern im Stil des zierlichen, tänzerischen späteren Rokoko. Ganz wohl fühlte sich Grieg bei dieser „Kostümarbeit“ nicht, denn er glaubte, dabei seine Persönlichkeit verleugnet zu haben. Daher empfand er den grossen Erfolg, den die Suite hatte, „als leider nicht sehr schmeichelhaft für meine Kunst“. Ihre zauberhafte Wirkung beruht aber nicht zuletzt darauf, dass hinter den Formen des 18. Jahrhunderts eben doch die Persönlichkeit des nordischen Romantikers vom Ende des 19. Jahrhunderts durchscheint. Die Uraufführung dirigierte er, wie er vermerkte, „im Pelz und in Pelzstiefeln mit dito Mütze“ bei einem winterlichen Freiluftkonzert anlässlich der Einweihung einer Statue Holbergs. Zusammen mit den Streicherserenaden von Dvorak und Tschaikowsky zählt Griegs Holbergsuite zu den grossen Werken der Spätromantik für Streichorchester.

 

Das Solothurner Kammerorchester wünscht Ihnen frohe Festtage und ein glückliches Jahr 2024. Wir freuen uns, Sie in unseren Konzerten wieder anzutreffen.

bottom of page