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Grosser Konzertsaal Solothurn
Freitag, 1. März 2024, 20.00 Uhr
Konzerteinführung 19.15 Uhr durch Michael Rubeli

Solothurner Kammerorchester

Leitung: Michael Rubeli

Mozarts letztes Klavierkonzert

Marlis Walter, Klavier

Franz Schubert 1797 - 1828
Sinfonie Nr. 5 in B-
Dur D 485

Allegro – Andante con moto – Menuetto, Trio – Allegro vivace

 

***

Wolfgang Amadeus Mozart 1756 - 1791
Konzert Nr. 27 in B-Dur für  Klavier und Orchester KV 595

Allegro – Larghetto – Allegro

Konzertmeisterin: Franziska Grütter

Portrait 1 Marlis Walter 2024.jpg

Marlis Walter wurde 1976 in Solothurn geboren. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie von 1981 bis 1996 bei Adalbert Roetschi, zuletzt an der Musikhochschule Zürich, wo sie auch das Lehrdiplom erlangte. Danach vertiefte sie ihre Studien in der Solistenklasse von Brigitte Meyer in Lausanne und schloss im Frühling 2000 mit dem Diplôme de Virtuosité (avec félicitations du Jury) ab. Sie besuchte verschiedene Meisterkurse und hat nationale Stipendien, Preise und einen internationalen Mozartpreis gewonnen. Schon früh bekam sie als Solothurnerin die Gelegenheit, mit den Orchestern der Region, vor allem mit dem Solothurner Kammerorchester, aufzutreten. Sie war einige Jahre Mitglied des «Gershwin Piano Quartet» und hat mit dieser Formation in verschiedenen Ländern in Europa sowie in Südamerika konzertiert. (CD-Aufnahme 1998, Auftritte an diversen internationalen Festivals wie Menuhin Festival Gstaad, Kammermusikfestival Menton, Schleswig Holsteinfestival, Athens Festival, Sao Paulo, St. Petersburg, Rheingaufestival Wiesbaden).

Als Duo- oder Kammermusik-Partnerin sowie als Lied- oder Songbegleiterin ist sie schon seit frühester Jugendzeit überaus geschätzt und gefragt. Die Klassische Literatur interpretiert sie auch sehr gern auf dem Hammerflügel. Nebst ihren vielseitigen Projekten unterrichtet sie an der Musikschule Langenthal, am Zentrum für Musik «Solotutti» in Solothurn, sowie privat. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten mit ihrem Partner oder in ihrem Gemüsegarten in Thunstetten. Marlis Walter ist Preisträgerin des internationalen Wettbewerbs des Lyceum Clubs (beste Mozartinterpretation), Werkjahrpreisträgerin der Stadt Solothurn, erhielt einen Förderpreis von der Regiobank Solothurn, Stipendien der Ernst Göhner-Stiftung und einen Kulturpreis der St. Lukas Bruderschaft Solothurn. Sie komponiert auch klassische Kinderlieder, textet und illustriert sie selber. Ihre musikalische Liebe gilt vor allem den Werken von Bach, Mozart, Haydn, Beethoven, Mendelssohn, Schubert und Schumann. www.marlis-walter.ch

Zu Schuberts 5. Sinfonie in B-Dur D 485 1807 wird der von Mähren nach Wien übersiedelte Schullehrer Franz Theodor Schubert beim einflussreichen Hofkapellmeister Antonio Salieri vorstellig. Dieser soll die musikalische Begabung des Sohnes Franz Peter beurteilen und als Ratgeber wirken. Franz Peter zeigt bereits im häuslichen Kreis ausserordentliche musikalische Anlagen, die auch vom Chorregenten an der Lichtentaler Kirche gefördert werden. Salieri rät zur Einschreibung als Sängerknabe der Hofkapelle, was gleichzeitig den Eintritt in das einen hervorragenden Ruhm geniessenden „k & k Stadtkonvikt“ bedeutet. Dort soll der begabte Knabe nicht nur eine humanistische Ausbildung erlangen, sondern auch in seiner Musikalität gefördert werden - steht doch die Musikpflege im Zentrum des Lehrplanes der Schule. Von 1808 bis 1813 besucht Franz Peter Schubert das Konvikt, in dessen Laienorchester er die Bratsche spielt und dabei, neben dem zeitgenössischen Repertoire, die Musik verschiedener Epochen kennenlernt, insbesondere die der Wiener Klassik. Aufgrund seines besonderen Talentes erteilt ihm Antonio Salieri Privatunterricht im Kontrapunkt. 1813 verlässt Franz Schubert das Konvikt, wird Schulgehilfe, absolviert das Lehrer–Präparandum. Doch nicht dem Schuldienst, sondern dem Komponieren gilt seine Hingabe. Schon 1816 zählt sein von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommene Werk mehr als 500 Kompositionen, darunter Opern, Sinfonien, Quartette, Meisterwerke wie „Gretchen am Spinnrad“, „Der Wanderer“ und zahlreiche Goethe-Vertonungen. Nur wenige Freunde wissen von der Existenz dieser Werke. In das Jahr 1816 fällt auch die Entstehung seiner 5. Sinfonie in B-Dur D 485. Sie gilt als Schuberts erste „reife“ Sinfonie, obgleich sie noch zu den zwischen 1813 und 1818 entstandenen sogenannten sechs „Jugendsinfonien“ zählt.  Im Gegensatz zu den späten Werken aus den 1820er-Jahren sind diese sinfonischen Frühwerke nicht aus der Auseinandersetzung mit Beethoven hervorgegangene "Schmerzenskinder", sondern sie zeigen den Komponisten in Experimentierlaune. Die Ausarbeitung dieser 5. Sinfonie ist von kammermusikalischer Perfektion, denn die Besetzung ist kleiner als die aller anderen Sinfonien und ihre Proportionen sind fein aufeinander abgestimmt. Dem Werk wird seit jeher eine grosse Nähe zu Mozart attestiert. Bei Schuberts Freund und Förderer Joseph von Spaun ist zu lesen: "Vor allem machten die herrlichen Sinfonien aus g-Moll von Mozart und D von Beethoven jedesmal den tiefsten Eindruck auf den jungen Schubert, und noch kurz vor seinem Tode sprach er davon, wie sehr diese Meisterstücke sein jugendliches Gemüt ergriffen und gerührt haben." Dass dem so ist, belegt Franz Schuberts Tagebucheintrag aus dem Juni 1816: "O Mozart, unsterblicher Mozart, wie viele o unendlich viele solche wohlthätige Abdrücke eines lichtern bessern Lebens hast du in unsere Seelen geprägt." Trotz dieser Nähe zu Mozart, darf Schuberts 5. Sinfonie nicht als Abguss einer Mozart Sinfonie verstanden werden. Sie lässt sich als Schuberts produktive Auseinandersetzung mit dem sinfonischen Schaffen Mozarts begreifen und offenbart dabei seine völlige Andersartigkeit und Eigenständigkeit. Wohl baut Schubert, wie die Wiener Klassiker vor ihm, aus Dreiklängen seine Hauptthemen (so etwa im Kopfsatz, Menuett und Finale). Doch dann probiert er Neues aus: Themen werden weiter fortgesponnen und bei erneutem Erklingen anders harmonisch beleuchtet; es tauchen spielerisch-flüchtige Momente und erste Ansätze zur romantischen Entgrenzung in Melodien und Klangräumen auf. Da ist Schubert schon auf dem Weg zu seinem ganz eigenen Tonfall, den die Musikautorin Renate Ulm in der Fünften zutreffend mit dem Attribut der "melancholischen Freude" versehen hat. Das Werk entsteht, gemäss Schuberts eigenen Eintragungen auf der Partitur, in der Zeit von September bis zum 3. Oktober 1816. Sie ist für eine noch im selben Herbst stattfindende Aufführung durch das von Otto Hatwig gegründete Laienorchester in Wien vorgesehen, in welchem der Komponist selber die Bratsche, sein Bruder Ferdinand Geige spielt. Dieses Orchester ist ein Glücksfall für den jungen Schubert, vergleichbar einem Laboratorium, in dem er einerseits mit Werken zeitgenössischer Komponisten wie Haydn, Mozart, Beethoven und Méhul in Kontakt kommt und darüber hinaus seine eigenen Kompositionen unter realen Bedingungen ausprobieren kann. Im privaten Rahmen dieses Orchesters findet die Uraufführung statt. Die öffentliche Uraufführung findet hingegen erst dreizehn Jahre nach Schuberts Tod, am 17. Oktober 1841 unter der Leitung von Michael Leitermayer, Organist an der Minoritenkirche und Freund von Franz Schubert, statt.

Das B-Dur-Klavierkonzert KV 595 ist das letzte von 21 Konzerten, die W.A. Mozart für ein Klavier schuf. Er trug es am 5. Januar 1791 in sein eigenhändiges Werkverzeichnis ein: „Ein klavier=konzert. Begleitung – 2 violini, 1 flauto, 2 Oboe, 2 fagotti 2 corni, viole e bassi“. Es entstand zwischen der letzten Da Ponte-Oper Cosi fan tutte, die ihre Premiere am 26. Januar 1790 im Wiener Burgtheater erlebte, und der Zauberflöte, deren Kompositionsbeginn vermutlich mit Frühjahr 1791 anzusetzen ist. Auch seine letzten Kammermusikwerke, die Streichquartette KV 589 und 590, sowie die Streichquintette KV 593 und 614 komponierte Mozart in dieser für ihn sehr schwierigen Zeit. Sein Ruhm in der Habsburg-Metropole hatte nachgelassen. Als Solist war er kaum mehr gefragt, eine Reihe erschütternder Bittbriefe an seinen Freund und Logenbruder Michael Puchberg lässt ahnen, dass er sich in grosser finanzieller Not befand. Eigene Konzerte (Akademien) zu veranstalten waren ihm nicht mehr möglich. Auch der einmalige Erfolg des Don Giovanni in Prag und das auf äussere Wirkung und Virtuosität angelegte „Krönungskonzert“, das D-Dur Klavierkonzert KV 537, mit dem er die Gunst des Wiener Publikums zurückzugewinnen versuchte, verbesserte seine Situation kaum. Trotzdem - und offenbar ohne Auftrag und ohne Aussicht auf öffentliche Aufführung - komponierte er sein B-Dur Konzert KV 595. Es wirkt verglichen mit Mozarts früheren Klavierkonzerten mehr nach innen gewandt, melancholischer und liedhafter; Mozart verzichtete auch auf Klarinetten, Pauken und Trompeten. Nur wenige Tage nach Fertigstellung dieses letzten Klavierkonzertes, am 14. Januar 1791, griff Mozart für eines seiner letzten Klavierlieder auf das ebenso schlichte wie kunstvolle Thema des Rondo-Finales zurück: Sehnsucht nach dem Frühlinge, („Komm lieber Mai und mache“) KV 596. Erst zwei Monate nach Fertigstellung des Klavierkonzertes B-Dur KV 595, am 4. März 1791, erklang es zum ersten Mal in der Privatakademie seines Musikerkollegen, dem Klarinetten-Virtuosen Johann Joseph Beer im Konzertsaal des Hoftraiteurs Ignaz Jahn in der Himmelpfortgasse in Wien. Den Solopart des Werkes, von dem der Mozart Biograph Wolfgang Hildesheimer als „verklärter Abgesang“ spricht, spielte der einst in Wien bejubelte Mozart selbst, - es sollte sein letzter Auftritt als Solist sein.  

Quellen: Tilla Clüsserath, Eva Oertle, Ernst Hilmar, Wolfgang Rehm, Wikipedia

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